Bier. Heimat. Gut.

Dr. Edgar Schütze

Jetzt wird ausgepackt! Glas oder Flasche? Pils oder Mischgetränk? Was dem Hohenfelder-Geschäftsführer Dr. Edgar Schütze besser schmeckt und warum Bier fernab der Heimat sexy wird, verrät uns der charismatische Westfale ganz entspannt – natürlich unter vier Augen.

Herr Schütze, wie war Ihr Wochenende?

Ich bin gestern Abend erst spät von Kundenbesuchen zurückgekommen. Wissen Sie, Bier kommuniziert. Nicht nur am Stammtisch oder auf dem Schützenfest. Auch geschäftlich ist das für mich ein Produkt, das man am besten Auge in Auge verkauft. Es ist immer wieder faszinierend, wenn man zusammen spricht und Menschen kennenlernt.

 

Sie sind regional bekannt, man kennt Sie. Was bedeutet Heimat für Sie?

Heimat wird immer wichtiger. Das Thema, wo komme ich her. Man redet immer über Globalisierung, das macht den eigenen Dunstkreis noch attraktiver. Man braucht einen Anker, etwas aus der Region. Wenn man fernab der Heimat, zum Beispiel in Berlin, ein Hohenfelder trinkt, das sorgt doch für Gänsehaut-Feeeling. Da wird Bier sexy!

 

Haben die Ostwestfalen einen bestimmten Biergeschmack?

Jede Region hat andere Geschmäcker. Unser Pils ist eher mild und sauerländisch geprägt. Für Bayern oder Leute aus dem Norden wäre das zu wenig gehopft. Es gibt diesen schönen Ausdruck Drinkability. Unser Hohenfelder können Sie wunderbar den ganzen Abend genießen. Unsere Produkte sind authentisch, die passen zu unserer Region. Wir haben eine bodenständige, verlässliche Kontinuität. So kennt man uns und so schätzt man uns.

 

Sie sind promovierter Jurist und Brauereibesitzer. Sind Sie mit Brauwasser getauft worden?

Sind Sie wahnsinnig? Damals war der Markt von Brauereien umzingelt. Ich wollte es mir offenhalten. Darum habe ich Jura studiert. Meine Mutter gab auch immer vor, ich könne das selbst entscheiden. Natürlich mit dem naheliegenden Wunsch, dass ich die Brauerei mal übernehme. Und 1983 war es dann tatsächlich soweit. Ich war gerade seit einem Monat zugelassener Rechtsanwalt, da musste ich mein frisch gedrucktes Briefpapier wieder einstampfen lassen. Nach der Rechtsanwalt-Ordnung durfte ich parallel nicht als Geschäftsführer fungieren.

Und dann haben Sie zusätzlich das Brauereihandwerk gelernt?

Nein, nicht in vollem Umfang. Ich habe 1972 und 1982 verkürzte Brauerei-Kurse absolviert bei Weihenstephan und Jettenbacher in Bayern. Die Verantwortung für das Hohenfelder liegt bei unserem Braumeister Herr Krome. Als ich 1983 einstieg, hatte ich auch keine Ahnung, was ein Bierverleger ist oder wie Bier vertrieben wird. Ich bin losgezogen und habe Klinken geputzt im Direktverkauf. So habe ich Menschen persönlich kennengelernt und so halten wir es auch heute noch!

 

Ihre Mutter musste nach dem Tod Ihres Vaters 1967 die Brauerei weiterführen. Erinnern Sie sich daran?

Meine Mutter war genial. Sie wusste, wie sie gezielt, aber höflich ihre Ziele durchsetzen konnte. Ich habe nie wieder jemanden kennengelernt mit soviel Contenance. Eine Frau in der Brauindustrie gab es zu der Zeit praktisch gar nicht, das war eine Männerdomäne. Meine Mutter startete ihren Tag morgens um 8 Uhr, und der war fertig, wenn er fertig war – und das war nicht nach zehn Stunden. Früher gab es keine Work-Life-Balance, da ging es um die reine Existenz. Schließlich trug sie die Verantwortung für zwei Kinder und 70 Mitarbeiter.

 

Gibt es eine besondere Hohenfelder-Anekdote, an die Sie sich erinnern?

Meine Geburt! (grinst) Da gibt es viele. Aber eine kann ich Ihnen über unsere Turm-Glocke erzählen. Ursprünglich rief sie in den Anfängen der Brauerei die Feldarbeiter um 9 Uhr zur Brotzeit. Nachdem ein Uhrmeister, der auch noch Uhrmeister hieß, die Glocke 1999 wieder repariert hatte, brauchten wir einen Glöckner. Den suchten wir per Zeitungs-Inserat. Unglücklicherweise am 1. April, sodass wir auf diesen „Aprilscherz“ keine Resonanz erhielten.

 

Bier ist ein Genussmittel. Wann und wie genießen Sie es am liebsten?

Abends in Gesellschaft. Der erste Schluck Bier ist für mich wirklich purer Genuss. Ganz in Ruhe, nicht gehetzt. Ein ganz normales Hohenfelder Pils, nichts Gemischtes. Und am liebsten gezapft.

 

Hand aufs Herz: Schmeckt Bier besser aus dem Glas oder aus der Flasche?

Das kommt auf die Stimmung und die Umgebung an. Das sind entscheidende Faktoren. Bier findet im Kopf statt. Ich persönlich schütte Flaschenbier ins Glas.

 

Wenn Sie zurückblicken, was hat die Hohenfelder zu dem gemacht, was sie heute ist?

Gute Mitarbeiter, Leute mit Herzblut. Wer einmal Bier gewittert hat, der bleibt dabei. Das ist Voraussetzung. Und eine loyale Kundschaft, der es wichtig ist, ein authentisches Produkt zu kaufen, das aus ihrer Region kommt. Schützenfeste zum Beispiel haben bei uns einen hohen Stellenwert, und für uns ist es eine Anerkennung, wenn man dort mit Hohenfelder Bier feiert.

 

Was hat Hohenfelder, was andere nicht haben?

Dass hinter der Marke auch Gesichter stecken, die man schon lange kennt. Das Persönliche und Kontinuierliche unterscheidet uns vielleicht von anderen. Kunden sind bei uns keine Nummer. Wir sind da, wenn wir eingeladen werden. Das freut uns und das freut die Leute. Wir trinken unser Bier eben selbst am liebsten. (lacht)

 

In diesem Sinne vielen Dank für das interessante und ehrliche Interview. Wohl bekomm’s!